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© Innoform/SKZ

Innoform & SKZ – Expertentreff zum Thema Barriere-Verbundfolien

Die 2-jährige Fachtagung in der SKZ-Modellfabrik Würzburg bot am 1. und 2. Juli 2025 einen umfassenden Einblick in aktuelle Entwicklungen und Trends rund um Barriere-Verbundfolien. Im Mittelpunkt standen neue Materiallösungen sowie innovative Herstellungsverfahren von Monomaterialien. Zudem wurde die Leistungsfähigkeit moderner Folien eindrucksvoll demonstriert und präzise Messmethoden der Permeationsmessung aufgezeigt.

PPWR stellt neue Anforderungen an Hersteller und Markeninhaber

Zum Auftakt zeigte Dr. Thomas Gröner (TG Pack Solutions), wie die EU-Verpackungsverordnung PPWR neue Anforderungen an Hersteller und Markeninhaber stellt – insbesondere hinsichtlich Rezyklierbarkeit und Rezyklatanteil ab 2030. Multimaterial-Laminate gelten dabei als besonders kritisch, weshalb der Fokus auf recyclinggerechtes Design und Monomaterialien gelegt werden muss.

Florian Reiter (Borealis) präsentierte Fortschritte bei monoaxial orientierten Polyolefinfolien, die durch gezielte Materialwahl und Prozesssteuerung hohe Barriereeigenschaften und thermische Stabilität erreichen. Derartige DfR-Lösungen setzen jedoch enge Kooperation entlang der gesamten Wertschöpfungskette voraus.

Hendrik Steen (Windmöller & Hölscher) erläuterte Retrofit-Möglichkeiten für MDO-Einheiten an bestehenden PE-Extrusionsanlagen. Sie steigern nicht nur die Effizienz, sondern ermöglichen auch die Herstellung nachhaltiger MDO-PE-Folien als Alternative zu PET/PE-Laminaten.

Dr. Benedikt Hauer (Fraunhofer IPM) stellte ein Verfahren zur Inline-Messung ultradünner Barriereschichten mittels Infrarot-Reflexionsspektroskopie vor – ein Schlüssel für die Qualitätssicherung in Roll-to-Roll-Prozessen bei extrem dünnen Oxidschichten (< 50 nm).

Neuartige Beschichtungstechnologien

Norbert Runn (Polytype Converting) präsentierte gemeinsam mit BASF und Mitsui Chemical neuartige Beschichtungstechnologien wie das PGS-Rakelsystem sowie lösungsmittelfreie Laminier- und Calenderingprozesse für Folien- und Papierverpackungen.

Marco Schmidt (Bobst Meerbusch) zeigte mit dem oneBARRIER-Konzept papierbasierte Verpackungslösungen mit hohem Barriereeffekt. Die Kombination aus Primer, Barriereschicht und Heißsiegellack ermöglicht Recycling gemäß CEPI- und PTS-Standards.

In einer Doppelsession präsentierten Thomas Lunz (Mondi) und Marissa Schwinn (traceless materials) papierbasierte Barrierelösungen mit biobasierten, heimkompostierbaren Beschichtungen. Diese kombinieren Recyclingfähigkeit mit hoher Funktionalität – ein Ansatz mit großem Zukunftspotenzial.

Dr. Phil Rosenow (Fraunhofer IVV) betonte, dass Nachhaltigkeit nicht durch Materialeinsparung allein erreicht wird. Eine funktional optimierte Lebenszyklusanalyse zeigt: Die Schutzwirkung der Verpackung – etwa bei Hackfleisch – kann Lebensmittelverluste deutlich reduzieren und so den CO₂-Fußabdruck senken.

Einsatz natürlicher Bakterienkulturen

Andreas Dietrich (Weber Food Technology) stellte den Einsatz natürlicher Bakterienkulturen wie Bactoferm Rubis als Sauerstoffabsorber in Mono-PET-Verpackungen vor. Diese verlängern die Haltbarkeit, stabilisieren die Farbe und ermöglichen „Clean Label“-Lösungen ohne synthetische Zusätze.

Dr. Ferdinand Somorowsky (Fraunhofer ISC) präsentierte einen bioORMOCER-basierten Standbodenbeutel aus >85 % biobasierten Materialien. Die neuartigen Hybridpolymere bieten keramische Barrierefunktionen und sind zugleich recycelbar und biologisch abbaubar.

Dr. Philipp Okle (Amcor Flexibles) stellte SiOx-Barrieren als nachhaltige Alternative zu AlOx und Aluminium für sterilisierbare PP/PE-Verpackungen vor. Diese kombinieren hohe Barrierewirkung mit verbesserter Recyclingfähigkeit und reduziertem CO₂-Fußabdruck.

Dr. Ulrike Helmstedt (Leibnitz-Institut für Oberflächenmodifizierung) erläuterte, wie UV-initiierte Prozesse transparente Barriereschichten bei Normaldruck ermöglichen. Dies eröffnet neue Möglichkeiten zur kostengünstigen Beschichtung empfindlicher Substrate wie PET.

Permeationsmessung mit innovativen Klemmadaptern

Christoph Zerwas (Ametek Mocon) zeigte neue Ansätze zur Permeationsmessung mit innovativen Klemmadaptern. Diese ersetzen die herkömmliche Klebemethode, sparen bis zu 90 % Vorbereitungszeit und steigern die Reproduzierbarkeit der Messungen erheblich.

Alexander Tovar (Inficon) betonte die Bedeutung ergänzender Lecktests zur Permeationsmessung. Die vorgestellten Druckanstiegsmethoden bieten zerstörungsfreie, schnelle und reproduzierbare Ergebnisse – ideal für 100 %-Kontrollen in der Produktion.

Zum Abschluss präsentierte Dr. Kristina Eißenberger (Hochschule Albstadt-Sigmaringen) metallisierte Multilayerfolien mit Proteinbarriere, die eine sortenreine Wiederverwertung ermöglichen. Die enzymatisch abbaubare Proteinschicht liefert hochwertige Rezyklate und eröffnet neue Wege zur funktionalen Bio-Verpackung.

Fazit: Fokus auf Funktion statt Ideologie

Karsten Schröder schloss die Fachtagung mit einer prägnanten Zusammenfassung aller Vorträge. Es ist an der Zeit bei Verpackungen materialunabhängig zu denken. Je nachdem, für welche Anwendung ein Verpackungsmaterial besser geeignet ist, kann dies Papier sein, für eine andere Anwendung hingegen (Verbund-)Folie oder möglicherweise auch Biomaterial. Es gilt, das jeweils am besten geeignete Material einzusetzen und nicht ideologisch in eine Richtung zu denken. Das fordert die PPWR und der große Slogan darüber heißt Minimieren! In ihrer Kompaktheit zeigte die Fachtagung, Minimalverpackungen sind kein Trend, sondern die Zukunft. Innovation, Austausch und Zusammenarbeit treiben nachhaltige Lösungen voran und gestalten die Verpackungswelt von morgen.

Innoform Coaching

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